Kirchliches Leben in Helminghausen

Die Anfänge

Nach den vorliegenden Unterlagen ist es nicht möglich, Angaben über ein detail-liertes kirchliches Leben in Helminghausen vor dem 17. Jahrhundert zu machen, da sich der Ort in fester Verbindung mit der damaligen Stadt Padberg befand. Neben der Burgkapelle, die außer dem Petrus- auch das St. Adelgundis–Patrozinium besaß, hatte Padberg eine eigene Kirche, die dem Archidiakonat (frühere kirchliche Ver-waltungseinheit) Horhusen (Marsberg) zugeordnet war, das wiederum zur Pader-borner Diözese gehörte.

Der Padberger Pfarrbezirk umfasste mit Sicherheit im 13. Jahrhundert auch Helming-hausen. Erst nach 1400 scheint sich der Padberger Pfarrer infolge der zahlreichen Wirren in der um 1230 entstandenen Pfarrei Beringhausen niedergelassen zu haben. Aus der Zeit der Reformation ist über das kirchliche Leben in der Doppelpfarrei Beringhausen–Padberg wenig bekannt; jedenfalls wurde diese 1733 dem Erzbistum Köln zugeordnet. 1799 lag sie im neu gegründeten Dekanat Brilon. Bei der Neu-ordnung der Bistümer durch die päpstliche Bulle „De salute animarum“ (Zum Heil der Seelen) im Jahr 1821 gelangte das Dekanat Brilon wieder an das Bistum Paderborn. 1922 entstand das Dekanat Marsberg, später Brilon–Marsberg, dem Beringhausen–Padberg bzw. nach der Trennung der beiden Orte 1925 die beiden Kirchenge-meinden Padberg und Helminghausen, seitdem zugehörten. Aufgrund der Dekanats-zusammenlegungen im Erzbistum Paderborn zum 01. Juli 2006 bilden nun die früheren Einheiten Bigge-Medebach sowie Brilon-Marsberg das Dekanat Hoch-sauerland-Ost.

Vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) bestanden offensichtlich keine Sonder-regelungen für Helminghausen. Das Dorf unterschied sich nicht von den anderen Orten der Herrschaft Padberg. Erst nach dem Frieden zu Münster und Osnabrück gibt es Aufzeichnungen über das Dorf. So 1660: Helminghausen als eine Filial zu beyden Kirchen muss dem Gottesdienst folgen. Die Bewohner mussten demnach zu den angesetzten Gottesdiensten nach Beringhausen oder zu den entsprechend festgelegten Feiertagen nach Padberg gehen. An allen vier Hochfesten des Kirchen-jahres, nämlich zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Mariä Himmelfahrt sowie in der Karwoche fand der Gottesdienst in Padberg und nicht in Beringhausen statt. Diese Regelung dauerte bis zum Jahre 1728, als der Pfarrer Johannes Busch in seinem Nachlass „eine Frühmesse“ stiftete, d. h. die Stelle für einen zweiten Geist-lichen einrichtete. Von dieser Zeit an wurden in Padberg und Beringhausen sonntags je eine hl. Messe gefeiert und zwar abwechselnd eine Frühmesse und ein Hochamt.

Für Helminghausen galt ferner: Kinder zu tauffen und Todten zu begraben, zwei zu copulieren (trauen)…, solches muß zu Padberg geschehen. Für die Versorgung der Pfarrei hatten die Bewohner von Helminghausen ein jeder dem Pastor ein Fuder Holz zu bringen und dünget selbigen auch einen halben Tag. Auch die Küster, deren Einkünfte sich im 17. Jahrhundert nicht über zwei Reichstaler beliefen, besaßen in Helminghausen den Anspruch auf vier Brote pro Jahr und Familie und genossen Essen und Trinken gleich dem Herrn Pastoren auf Hochzeiten, Kindtauffen, Begräb-nissen und anders.

Die enge kirchliche Verbundenheit, die zwischen Padberg und Helminghausen be-standen hat, wird durch die Inschrift an einer Glocke in der Padberger Kirche dokumentiert. Sie lautet: ET VERBUM CARO FACTUM EST ET HABITAVIT IN NOBIS IOAN J. HAEC CAMPANA REFUSA SUMPTIBUS PADBERGENSIUM ET HELMINCKHAUSANORUM AO 1684.

(Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Johann J. hat diese Glocke aus den Spenden der Bewohner von Padberg und Helminghausen im Jahre 1684 gegossen.)

Der Wunsch nach einem Gotteshaus

Der Wunsch, eine eigene Kapelle zu besitzen, ist schon sehr alt in Helminghausen. Nachteilhaft hat sicherlich der Übertritt der padbergischen Gutsherrschaft zum pro-testantischen Bekenntnis gewirkt, da sie Lehensnehmer der Grafen und Fürsten von Waldeck waren.

Als Ersatz für eine Kapelle hing in einem Baum bei dem Hause Köster (Auwers) eine Glocke für das Angelusläuten, die noch später ihren Dienst auf dem Dach des alten Schulhauses verrichtete.

Aus einem vom 30. Dezember 1828 verfassten Schreiben geht hervor, dass der Fürst Carl von Waldeck-Pyrmont während eines Besuchs als Jagdgast beim Guts-besitzer Carl Freiherr von Padtberg zu Helminghausen (1724-1794) zwischen 1761 und 1763 vier Louisdor als erstes Geschenk zur Erbauung einer Kapelle gestiftet hat. Das Geld, umgerechnet 30 Taler, wurde bei dem damaligen Pfarrer Hermann Friedrich Laer in Beringhausen hinterlegt.

Wegen der ärmlichen Verhältnisse hatten die Gemeindedeputierten eigenmächtig einen Teil dieses Geldes inklusive Verzinsung für das 1814 erbaute Schulhaus ver-wendet. Doch sowohl der damalige Gutsbesitzer als auch das Generalvikariat in Paderborn beanstandete diesen Vorgang mit Hinweis auf die Zweckbestimmung des Fürsten. Letzteres ordnete am 16. Juni 1831 an, dass die 60 Taler mit 5% zu ver-zinsen seien und der Gemeindevorstand die Zinsrückstände einfordern müsse. Nach der Rückzahlung lag das Geld als Stammkapital lange Zeit bei der Sparkasse Brilon und wurde dann zum Bau der Kapelle verwendet.

Die erheblichen Störungen des kirchlichen Lebens während der napoleonischen Zeit, die Auflösung der Klöster unter hessischer Regierung gemäß dem Reichs-deputationshauptschluss und die Eingliederung in die preußische Monarchie nach 1816, die nicht dem Willen der Bevölkerung des ehemaligen Herzogtum Westfalen entsprach, brachte Schwierigkeiten. Die jahrhundertealten Bindungen zu den Diözesanstädten Köln und Paderborn wurden behindert. Die Stabilität, die früher durch die Zuordnung zu den Klöstern gewährleistet war, zerfiel.

Nach der Gründung des Deutschen Reiches kam es Mitte der 1870er-Jahre zum Kulturkampf. Den Kirchengemeinden wurden Vermögensverwaltungen aufge-zwungen, die unter Kontrolle der Königlichen Kommissare für die bischöfliche Ver-mögensverwaltung ihre Arbeit aufnehmen mussten. Die Stimmung in den katho-lischen Gemeinden blieb über Jahre gereizt. Unter dem 19. Januar 1876 berief der königliche Landrat Caspar Maximilian Freiherr Droste zu Vischering-Padberg mit Hin-weis auf die 1875 erlassenen Gesetze über die kirchliche Vermögensverwaltung die Herren Kirchenvorsteher des Kreises Brilon in die entsprechenden Schullokale ein. In Helminghausen wurde der Gemeindevorsteher Johann Albracht zum Vorsitzenden des Kirchenvorstandes bestimmt. Weitere Mitglieder in diesem Gremium waren der Lehrer Johann Jütte, Carl Schlömer und Anton Kunst (Niggemanns).

Die Aufgabe des Kirchenvorstandes bestand darin, ein Inventar und einen Voran-schlag, der den Wert des Inventars schätzte, an den Landrat einzureichen. Dieser gab die Unterlagen an den Königlichen Kommissar weiter. Aufgrund der Geld-schenkung durch den waldeckischen Fürsten ergab sich für Helminghausen die Besonderheit, dass es nun einen Kirchenvorstand ohne Kirche gab. Da man den Wunsch hegte, eine Kapelle zu bauen, sprach man hier von einem Kapellenvorstand. Seit dieser Zeit besitzt Helminghausen eine eigene kirchliche Vermögensver-waltung.

Es war ein großes Glück für die Gemeinde, dass das Vermögen nach wie vor Eigen-tum des Kapellenvorstandes unter dem Vorsitz des Lehrers Jütte blieb. Die Spar-summe, sie betrug im Jahre 1877 rd. 1.600 Mark, konnte somit der staatlichen Kontrolle entzogen werden. Sie reichte jedoch bei weitem nicht zum Bau eines Gotteshauses aus. Daher erfolgte am 13. April 1876 ein Immediat-Gesuch des Johann Albracht und Genossen zu Helminghausen um Gewährung eines Gnaden-Geschenks zum Bau einer katholischen Kapelle beim damaligen Amtmann Riedel in Niedermarsberg. Dieser leitete das Bittschreiben an die Königliche Regierung nach Arnsberg und die wiederum an das preußische Ministerium für geistliche Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in Berlin weiter. Doch die erhoffte Staatsbeihilfe blieb mit dem Hinweis aus, dass die Unterhaltskosten der projektierten Kapelle nicht ge-klärt seien. Im Übrigen hatte die politische Gemeinde Helminghausen zu dieser Zeit Verpflichtungen gegenüber der Pfarrei Beringhausen.

Die Kapellengemeinde ließ sich von ihrem Ziel nicht abhalten. Am 23. Februar 1889 beschloss der Kapellenvorstand die Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze, d. h. der zuständige Pfarrer aus Beringhausen sollte den Vorsitz im Kapellenvorstand übernehmen. Diesem Anliegen wurde von der Königlichen Regierung in Arnsberg aber auch vom Bischöflichen Generalvikariat in Paderborn entsprochen, um das Bauvorhaben zu beschleunigen. Zum Vorsitzenden wurde Pfarrer Johannes Drawe ernannt, der sich schon Jahre zuvor bereiterklärt hatte, in der projektierten Kapelle Gottesdienste abzuhalten. Weitere Vorsitzende waren bis zum Kapellenbau die Pfarrer Friedrich Wilhelm Rautert und Werner Löcke.

Der Eintritt in die Bauphase

Nachdem sich der Plan, die Kapelle auf dem Grundstück des Gemeindegartens vor dem „Schee“ zu errichten, zerschlagen hatte, erklärte sich der seit 1902 in Helming-hausen ansässige Gutsbesitzer Eduard Isphording aus Hamm bereit, den benötigten Bauplatz zu stiften. Am 6. September 1904 konnte der Kapellenvorstand den Guts-besitzer beauftragen, alle zur Errichtung der Kapelle erforderlichen Schritte ein-zuleiten.

Das Bischöfliche Generalvikariat in Paderborn erteilte am 27. Juli 1905 die Bau-genehmigung mit dem Vermerk, dass der projektierte Erweiterungsbau der Pfarr-kirche von Padberg dieserhalb keinen Aufschub erleiden wird und der Kapellenbau die Bewohner von Helminghausen von ihren Verpflichtungen gegen die Pfarr-gemeinde nicht entbindet.

Am 3. September 1905 gründeten Bewohner des Dorfes einen Kapellenbauverein mit dem Zweck, durch freiwillige Spenden das Gotteshaus zu errichten. Zahlreiche auswärts wohnende Verwandte Helminghauser Familien steuerten Geld zum Bau-vorhaben bei.

Amtsbaumeister Bartmann aus Niedermarsberg wurde mit der Ausfertigung eines Entwurfes beauftragt. Im Frühjahr 1906 konnte der im neobarocken Stil vorgesehene Bau begonnen werden und am 8. Juli erfolgte die Grundsteinlegung. 4) An diesem Tag erbrachte eine Sammlung 32,35 Mark.

Ausgeschachtet wurde von jungen Männern des Dorfes. Baumeister Heinrich Albracht (1852-1920) aus Helminghausen errichtete den Rohbau. Das Bauholz stiftete die politische Gemeinde. Für den Einschlag und die Aufbereitung des Holzes erhielten die kostenlos arbeitenden Männer lediglich einige Liter Branntwein. Zwei Stahlglocken im Gewicht von 68,5 kg (Ø 419 mm) und 105 kg (Ø 495 mm) lieferte der Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation unter dem 31. Juli 1907 einschließlich allem Zubehör für 300 Mark. Bänke, Statuen und Messgewänder wurden gestiftet, ein Harmonium gekauft. Trotz aller Spendenfreudigkeit und allen Fleißes waren die finanziellen Mittel knapp, denn die kleine Gemeinde hatte zu dieser Zeit nur 133 Seelen, davon 117 katholischen, 13 evangelischen und 3 jüdischen Glaubens. Dies bedeutete die geringste Einwohnerzahl seit 1818!

Am 9. März 1907 beschloss der Kapellenvorstand: Gegen unentgeltlich Überlassung eines Grundstücks für den Neubau einer Kapelle zu Helminghausen, seitens des Herrn Eduard Isphording (…), an die Kapellengemeinde zu Helminghausen, sowie in Anbetracht der unentgeltlichen Überlassung des zu dem Neubau erforderlichen Steinmaterials und hochherzigen Schenkung einer nicht unbedeutenden Geldsumme zur Ausführung des Baues sowie Schenkung des Altars und der Bänke durch den genannten Herrn beschließt der Kapellen-Vorstand (…) dem Herrn E. Isphording und seinen Angehörigen das ausschließliche Benutzungsrecht der Plätze auf der Orgel-empore in der genannten Kapelle soweit diese Plätze nicht von den Organisten und Kalkanten (Blasebalgtreter an der Orgel) benutzt werden müssen einzuräumen.

Das gleiche Recht soll auch den Nachfahren im Besitze des Gutes Helminghausen zustehen, sofern dieselben römisch katholischer Confession sind.

Sollte das Anerbegut in andersgläubige Hände kommen, so erlischt obige Be-rechtigung. (…)

1908 nahm man einen Kredit bei der Spar- und Darlehenskasse Padberg–Helminghausen in Höhe von 3.475 Mark auf, um die Restschuld aus dem Kapellen-bau zu begleichen.

Von der bischöflichen Behörde und der Pfarrgemeinde Padberg war kein Pfennig zu bekommen. In Bittschreiben an die kirchlichen Behörden wurde um eine halbe Kirchenkollekte gebeten: ohne Erfolg.

Neben den zahlreich durchgeführten Sammlungen im Dorf ist ein Erlös von 23,75 Mark erwähnenswert, der durch Theaterspielen am zweiten Weihnachtstag 1909 im Gasthaus Adolf Becker (heute: Gasthof „Zum Diemeltal“) für die Errichtung der Kapelle eingespielt wurde.

Zwischen 1910 und 1916 genehmigte man der Kapellengemeinde eine Kapellen-steuer, die von der Rendantur in Niedermarsberg eingezogen wurde. 6)

Ein Wunsch geht in Erfüllung

Ein großer Tag für die Gemeinde war die Einweihung des Gotteshauses am             15. Oktober 1907. Stellvertretend für den verhinderten Propst Johannes Schröder aus Niedermarsberg vollzog Pfarrer Werner Löcke aus Beringhausen die Bene-diktion. Der hl. Markus wurde Schutzpatron der Kapelle. Pfarrer Löcke zelebrierte ge-meinsam mit Pfarrer Franz Schriek aus Madfeld, Pfarrer Dr. Joseph Brockhoff aus Brilon und Vikar Joseph Schneider aus Padberg zum ersten Mal ein feierliches Hoch-amt. Die Festpredigt hielt Pfarrer Dr. Brockhoff, die er in äußerst beredten Worten darlegte. Zum Festtag wurde vermerkt: Selbst viele Bewohner des benachbarten protestantischen Fürstentums Waldeck nahmen innigen Anteil an dem Jubel, (…) denn der Vertreter der protestantischen Gemeinde Heringhausen (Fürstentum Waldeck) hat längere Zeit den Bau des Gotteshauses beobachtet, und den Eifer sowie den Opfermut der Bewohner lobend anerkannt. Dieser Aufmunterung durch den protestantischen Theologen wird es vielfach zugeschrieben, dass der Kapellenbau fertiggestellt wurde.

An diesem Festtag erbrachte eine Sammlung für den Kapellenbau 73,20 Mark. 7)

Nun entfiel der beschwerliche Gang zum Gottesdienst in das 4 km entfernte Bering-hausen. Der so genannte Kirchenpad zweigte kurz hinter dem Dorf von der Pad-berger Straße ab, verlief über dem „Brand“ und Raumberg hinunter durch das Leintal an der ehemaligen Grube „Antonie“ vorbei bis zur Pfarrkirche in Beringhausen. Dazu ist aus einem Protokoll zu entnehmen: Kälte, Sturm, Schneegestöber, Glatteis, Siedehitze, Übermüdigkeit u. a. haben unsere Ahnen und wir überwinden müssen, um all sonntäglich einen einstündigen Weg zu machen, um den kirchlichen Pflichten zu genügen. Für Kranke und Altersschwache war der hügelige Weg beängstigend und gefährlich.

Gut zwei Monate nach Einweihung der Kapelle wurde Bernhard Hunold (1907-1987) am 22.12.1907 als Erster in Helminghausen durch Vikar Schneider getauft.

Die seelsorgerische Betreuung in den ersten Jahren

Der ursprüngliche Plan, die Seelsorge durch die beiden Geistlichen von Bering-hausen (Pfarrer Löcke) und Padberg (Vikar Schneider) durchführen zu lassen, konnte nur kurze Zeit gewährleistet werden, nachdem in Padberg eine zweite hl. Messe eingelegt wurde. Was sollte jedoch eine Kirche ohne Geistlichen? In dieser Notlage wandte sich der Kapellenvorstand an das Dominikanerkloster in Warburg. Dieses sagte zu, ab dem 15. Mai 1909 Sonntag für Sonntag einen Pater zur Mess-feier nach Helminghausen zu senden, während an den Werktagen einmal wöchent-lich eine hl. Messe von den jeweiligen Seelsorgern von Padberg in der Kapelle ge-feiert wurde. Allerdings mussten die Gemeindemitglieder den Pater jeweils von der Bahnstation Bredelar mit der Kutsche abholen und wieder zurückbringen. Aus einem Beschluss des Kapellenvorstandes aus dem Jahr 1920 geht hervor: Die Fuhrleute, welche sonntags den Pater von Bredelar abholen, beantragen für zwei Fahrten am Sonntag 20 M. Entschädigung. Der Antrag wurde genehmigt. Der Kapellenvorstand besorgt das Einsammeln der Beträge (von jeder Familie 5 M. monatlich).

Die Rechte einer Filialgemeinde

Obwohl Helminghausen als Filial der beiden Gemeinden Beringhausen und Padberg bezeichnet wurde, blieben die daran geknüpften Rechte außer Betracht. Die Gemeindemitglieder mussten die Kosten für die Patres selbst aufbringen und die Kirchensteuer nach Padberg abführen. Bereits im Jahr 1925 führte der Beringhauser Pfarrer Johannes Gallus die vermögensrechtliche Trennung von Beringhausen und Padberg durch. Padberg wurde zusammen mit Helminghausen zur Pfarrvikarie er-hoben.

Nach der Währungsreform 1948 wurde der wirtschaftliche Notstand immer ernster. Im Einvernehmen mit dem Pfarrvikar Franz Liebler bat der Kapellenvorstand schließ-lich beim Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn um eine Audienz. Wenige Wochen später wurde Pfarrvikar Liebler und die Kapellenvorsteher Bürgermeister Josef Siebers und Josef Hillebrand nach Paderborn gebeten. Der damalige General-vikar und spätere Weihbischof Dr. Friedrich Maria Rintelen (1899-1988), dem Hel-minghausen aus seiner Jugend gut bekannt war, zeigte großes Verständnis für die Notlage und sorgte direkt für eine finanzielle Überbrückung. Sogleich ordnete er mit dem Haushaltsplan für 1951 an, dass die Pfarrgemeinde Padberg einen Anhang für die Bedürfnisse der Kapellengemeinde Helminghausen beim Generalvikariat vorzu-legen hatte.

Nun standen dem Kapellenvorstand die erforderlichen Mittel zur Verfügung. In den folgenden Jahren versuchte der Padberger Rendant aus angeblich rechtmäßigen Gründen, die finanziellen Mittel direkt an die Bediensteten der Kapellengemeinde auszuzahlen. Diese und der Kapellenvorstand waren – im Bewusstsein einer mehr als 75-jährigen Selbstständigkeit – damit nicht einverstanden. Es kam zu Unstimmig-keiten.

Erst nach Auffinden des Schreibens des Königlichen Landrates in Brilon von 1876 über die kirchliche Vermögensverwaltung für die katholische Kapellengemeinde zu Helminghausen durch den Padberger Pfarrvikar Heinrich Hemken-to-Krax erkannte das Generalvikariat in Paderborn Helminghausen als Filialgemeinde von Padberg an. Zugleich bestätigte man die Eigenständigkeit des Kirchenvorstandes in Helming-hausen.

Am 4. Juli 1955 fand eine Besprechung zwischen Bürgermeister Siebers, Pfarrvikar Hemken-to-Krax und dem Prälaten Gerhard Baumjohann (Paderborn) statt, in der Einzelheiten über Wahlmodalitäten und Abrechnung des Kirchenvorstandes fest-ge-legt wurden, den der zuständige Pfarrvikar in Padberg einzuberufen hat. Die erste Sitzung fand am 21. August 1955 statt. Seit dieser Zeit wird als Schutzpatronin der Kirche „Maria von der immerwährenden Hilfe“ genannt.

Bauliche Maßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg

In den Nachkriegsjahren konnte die Kapelle grundlegend renoviert werden. Durch Kollekten, Haussammlungen und sonstige Spenden schaffte die Kapellengemeinde 1947/48 den notwendigen Anbau einer Sakristei mit Heizungskeller. Während dieser Maßnahme wurde im Turmbereich der eigens für die Familie Isphording vorbe-haltene Eingang aus heute nicht mehr bekannten Gründen verschlossen.

Nach Baufälligkeit des Dachreiters 1956 errichtete der Bauunternehmer Willi Hörster aus Padberg über dem Eingangsbereich einen neuen, von dem Architekten Hans Albracht aus Leichlingen entworfenen Glockenturm. Anfang Juli 1957 konnten drei neue Glocken, bestehend aus Sonderbronze, durch Pfarrer Joseph Feldmann aus Beringhausen und Pfarrvikar Alois Trost aus Padberg geweiht werden. Es müssen wohl die Letzten gewesen sein, die in der Briloner Gießerei Albert Junker gegossen wurden. Die bisher vorhandenen zwei Stahlglocken stiftete der Kirchenvorstand an die Gemeinde Calenberg bei Warburg. Die Anschaffung eines elektrischen Läutewerks seitens der politischen Gemeinde Helminghausen mit anschließender Übergabe an die Kirchengemeinde 1958 war mit der Auflage verbunden, dass der Dienst des täglichen Angelusläuten von der politischen Gemeinde an die Kirchen-gemeinde überzugehen hat.

Die Schulterinschriften lauten: „Gegossen von Glockengießerei Junker, Brilon 1957“

 

„St. Sebastianus tritt ein am Throne Gottes für unsere Schützenbruderschaft!“

Gewicht: ca. 145 kg

Ø   630 mm

„Hl. Maria unsere Kirchenpatronin, bitte für Helminghausen!“

Gewicht: ca. 215 kg

Ø   708 mm

„Hl. Dreifaltigkeit segne uns im Leben und im Sterben!“

Gewicht: ca. 320 kg

Ø   842 mm

Die drei Glocken, Ton: h1, d², e² = Te-Deum-Motiv.

1956/57 konnte eine Kassettendecke im Mittelschiff eingebaut werden; der Innen- und Außenanstrich wurde erneuert. Das vorhandene Harmonium ersetzte man durch eine Orgel der Fa. „Gebr. Stockmann“ aus Werl mit sieben Registern.

Nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde 1967 ein Altar aus Schieferstein im neu ge-stalteten Chorraum aufgestellt. Gleichzeitig erhielt die Kirche eine Ölheizung mit Warmluftschächten im Mittelschiff – beiderseitig neben dem Triumphbogen.

Die Kirchengemeinde ließ 1972 umfangreiche Renovierungsmaßnahmen durch-führen. Ein neuer Tabernakel und ein Ambo aus Bronze wurden nach Entwürfen des Madfelder Künstlers Theo Sprenger (1941-2004) gefertigt. Die grünen bleiverglasten Fenster im Mittelschiff und im oberen Turmbereich wurden durch den Einbau von so genannten Dallglasfenstern ersetzt. Zu den weiteren Maßnahmen zählten: die Be-seitigung des kleinen Turmfensters im Eingangsbereich, die Neugestaltung der Kassettendecke, die Entfernung des Beichtstuhls aus dem Mittelschiff und der Abbau der Warmluftschächte. Nach Erneuerung der Bänke 1976 konnten drei Jahre später die Kreuzwegstationen aus Bronze, entworfen von dem Künstler Heribert Cassau (Paderborn), angeschafft werden.

Aufgrund von Witterungseinflüssen musste am Kirchturm ein neuer Außenputz auf-getragen werden. Im Zusammenhang mit dieser 1984 durchgeführten Maßnahme er-hielt der Kircheninnenraum einen neuen Anstrich; das Gewölbe im Chorraum ziert seit dieser Zeit eine ornamentale Ausmalung.

Durch eine Stiftung konnte das 1972 zugemauerte Ostfenster 2002 durch Einsetzung einer Bleiverglasung der Glasmalerei Peters (Paderborn) wieder geöffnet werden.

 

In dem Medaillon des neuen Fensters befindet sich eine Inschrift mit dem Wortlaut:

Siehe ich komme bald. – Der Geist und die Braut sprechen komm. – Maranatha

Links im Chorraum befindet sich das ursprüngliche Ostfenster von 1907, das bei der Kirchenrenovierung 1972 dorthin versetzt wurde.

 

Die Inschrift des Nordfensters lautet:

Gehet hin in alle Welt u. lehret alle Voelker u. taufet sie im Namen des Vaters u. des Sohnes u. des heil. Geistes.

 

Die letzte größere Baumaßnahme war 2000 die Neueindeckung des kompletten Kirchendaches mit Schiefer.

Festliche Höhepunkte

Bürgermeister Josef Siebers und Pater Meinulf begrüßen den Paderborner Erz-bischof Lorenz Jaeger (1892-1975) am 9. Juli 1946, der nach einer Firmung in Pad-berg die Filialgemeinde Helminghausen besucht. Unter großer Anteilnahme der Dorf-bewohner gehen sie auf dem festlich geschmückten Weg zur Kirche.

Im Jahr seiner Bischofsweihe, 1968, zelebrierte der Franziskanerbischof Paschasius (Hermann) Rettler OFM (1915-2004) in der Kirche zu Helminghausen ein feierliches Hochamt. Bischof Rettler wirkte als Missionar in Bacabal im Nordosten von Brasilien. Er war ein Neffe der Padberger Lehrerin und Organistin Therese Rettler.

Aufgrund „1.200 Jahre Christentum im Land der Diemel“ fand in den Fastenwochen im Festjahr 1972 in allen Orten des ehem. Dekanates Marsberg eine 14-tägige Volksmission statt. Die Missionare, die dem Redemptoristenorden angehörten, wollten Antwort auf die Fragen der Gegenwart und Hilfen zur persönlichen Neu-orientierung geben.

Anlässlich des 75-jährigen Kirchenjubiläums, das schon im September 1982 gefeiert wurde, zelebrierte Pfarrvikar Teich aus Padberg, Dechant Kleffner aus Meerhof und Pfarrer Berghaus von der Katholischen Arbeiternehmer Bewegung (KAB) Gelsen-kirchen-Ückendorf hinter dem Kirchengebäude den Festgottesdienst. Anschließend veranstaltete die Kirchengemeinde in der alten Schützenhalle für die Ehrengäste und Dorfbewohner ein Festprogramm.

Nach 30 Jahren, im Juli 2003, nahmen die Mitglieder der KAB Gelsenkirchen-Ücken-dorf Abschied von ihrem Ferienheim in Helminghausen. Seit Anfang 1973 hatten sie das alte Schulgebäude gepachtet und zu einem Bildungs- und Erholungsheim um-gebaut. Bei den örtlichen Feierlichkeiten beteiligten sie sich an den Festgottes-diensten und haben in den vielen Jahren durch ihre Anwesenheit das Dorfgeschehen bereichert.

Im Jahr 2005 fand der XX. Weltjugendtag in Köln statt. Papst Benedikt XVI. kam hier-zu eigens nach Deutschland. Bevor die Jugend der Welt vom 16. – 21. August in Köln zu Gast war, verbrachten viele von ihnen zuvor die „Tage der Begegnung“ vom 11. – 15. August in Gastfamilien der Diözesen Deutschlands. Mit großer Freude konnten in Helminghausen sechs junge Leute aus Serbien begrüßt werden.

Als Auftaktveranstaltung auf dem Weg zum Jubiläum 2007 (100 Jahre Kirchweihe) wurde am 9. Juli 2006 dem 100. Jahrestag der Grundsteinlegung gedacht. Nach dem feierlichen Gottesdienst fand man sich zu einem Frühschoppen hinter der Kirche ein.

Die Seelsorge in jüngerer Zeit

Der Mangel an priesterlichem Nachwuchs verschonte auch die Klöster nicht. Am 25. April 1976, nach fast 70 Jahren, musste der seelsorgerische Dienst der Patres aus Warburg für Helminghausen eingestellt werden. Die Betreuung der Gemeinde übernahm fortan der Pfarrvikar von Padberg.

 

Mit Errichtung des Pastoralverbundes Marsberg-Süd zum 1. Mai 2004, lt. Dekret des Paderborner Erzbischofs Hans Josef Becker, ist die konkrete Ausgestaltung dieses Seelsorgeraumes, zu dem auch die Kirchengemeinden in Padberg und Helming-hausen gehören, in eine neue Phase eingetreten. Als Leiter des Pastoralverbundes hat der Erzbischof Pfarrer Burkhard Sudbrock bestellt. Nach der Entpflichtung von Pater Ulrich M. Ebert vom Amt des Pfarradministrators zum 1. Oktober 2004 über-nahm Pfarrer Sudbrock aus Giershagen die Verwaltungsaufgaben der beiden Kirchengemeinden. Die Seelsorge wird weiterhin von Pater Ulrich ausgeübt.

 

Da während der Sommermonate in den 1970er-Jahren zahlreiche Gäste in Helming-hausen ihren Urlaub verbrachten, fand an den Wochenenden neben dem katho-lischen auch ein evangelischer Gottesdienst statt. Hierzu kam der evangelische Pfarrer aus Bredelar eigens nach Helminghausen.

Kirche in Helminghausen 1913